Teil 2/3: Disziplin oder Zwang? Wie du den Unterschied erkennst – im Sport und im Leben

Disziplin gilt als Tugend. Sie hilft uns, Ziele zu erreichen, dranzubleiben, auch wenn es mal schwerfällt. Doch manchmal maskiert sich unter dem Deckmantel der Disziplin etwas ganz anderes: Zwanghaftigkeit. Oder gar Sucht. Das gilt nicht nur für Sport, sondern auch für Arbeit, Ernährung, Konsum, Beziehungen oder Sexualität.

Die feine Linie zwischen Selbstführung und Selbstvermeidung

Was unterscheidet gesunde Disziplin von zwanghaftem Verhalten?

  • Disziplin ist verbunden mit einem inneren Sinn. Sie entsteht aus einer bewussten Entscheidung heraus und lässt Raum für Flexibilität.
  • Zwang hingegen hat oft einen inneren Druck als Motor. Er entsteht aus Angst, Kontrolle zu verlieren, etwas nicht zu genügen oder innere Unruhe nicht aushalten zu können.

Ein paar Unterschiede im Überblick:

DisziplinZwang
Ich darf, wenn es passt.Ich muss, sonst fühle ich mich schlecht.
Es fühlt sich stimmig und lebendig an.Es fühlt sich eng, getrieben oder leer an.
Ich bin in Kontakt mit meinem Körper.Ich funktioniere – egal, wie es mir geht.
Ich kann auch mal Pause machen.Pause macht Schuldgefühle oder Angst.
Ich handle aus Wahl.Ich handle aus Vermeidung.

Zwanghafte Muster haben oft eine gute Absicht: Sie schützen uns vor unangenehmen Gefühlen wie Angst, Einsamkeit, Scham oder Orientierungslosigkeit. Das gilt für die Überstunden genauso wie für die perfekte Ernährung oder den ständigen Drang nach Nähe oder Bestätigung.

Was steckt dahinter?

Die zentrale Frage bleibt:

Will ich gerade wirklich etwas – oder will ich etwas nicht fühlen?

Wenn wir beginnen, die Handlung zu beobachten – nicht zu verurteilen, sondern neugierig zu hinterfragen –, kann etwas in uns wach werden: Ein Raum zwischen Impuls und Reaktion. Und in diesem Raum liegt die Möglichkeit zur Veränderung.


Ausblick:

Im dritten Teil gehen wir der Frage nach:
➡️ Was tun, wenn ich merke, dass ich im Zwang oder in der Sucht festhänge? Wie komme ich wieder in Verbindung mit mir selbst – und mit echter Freiheit?

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